Leben und leben lassen

Polizei Bremen fördert Gesichtskampagne

In fast allen Bundesländern gibt es bei den Polizeien einen Ansprechpartner für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans und Inter-Menschen (AP LSBTI). Bei der Polizei Bremen wird dieses Amt durch Sven Rottenberg (41) bekleidet. Doch Sven ist nicht nur AP LSBTI in Bremen, sondern auch im Vorstand des VelsPol Nordwest e.V und 2019 ist er das Gesicht des LSVD Niedersachsen-Bremen.

Die Aufgaben des AP LSBTI sind umfassend. Sven sensibilisiert seine Kolleg_Innen zum Thema Sprachgebrauch, unterstützt bei Strafverfahren, ist Ansprechpartner für Kolleg_Innen, aber auch Vertrauensperson. So war einer seiner schönsten Momente das Coming Out eines Kollegen bei ihm, weil es ihm zeigt, dass seine Arbeit und seine Aufgabe wahrgenommen werden. Doch der Ansprechpartner arbeitet nicht nur in den Strukturen der Polizei, sondern er ist auch in der Öffentlichkeit präsent. Ob allein oder mit den Kolleg_Innen aus anderen Bundesländern sowie dem Verein VelsPol wird an öffentlichen Veranstaltungen teilgenommen und informiert. „Es ist wichtig, dass Straftaten gegen LSBTI zur Anzeige gebracht werden. Auch wenn in einem konkreten Fall noch kein Täter ermittelt werden kann, so können alle kleinen Details am Ende meist zu einem Ermittlungserfolg führen“, sagt Sven. Er wirbt für Vertrauen zur Polizei innerhalb der Community.

Doch wer ist Sven Rottenberg und wo kommt er her?

Sven ist in einer Gemeinde am Rande Bremens in einer gutbürgerlichen Familie zusammen mit seinem jüngeren Bruder aufgewachsen. Dieser wusste lange vor seinen Eltern von Sven´s sexueller Orientierung, hat dieses Geheimnis aber gut gehütet. Bei dem Umzug seiner Eltern in die Niederlande hat Sven zwei Briefe mit gleichem Inhalt geschrieben und sie seinen Eltern zugesteckt, da er nicht den Mut und richtigen Zeitpunkt fand es ihnen persönlich zu sagen. Angst vor einem Outing habe viele, doch die Reaktion seiner Eltern darauf wünscht sich jeder. Sie riefen ihn umgehend an und sagten ihm, dass sie ihn lieben und sich nichts sehnlicher wünschen, dass er glücklich ist, egal mit wem und wie.

Sven, der als Jugendlicher immer wieder in einem Hotel gejobbt hat, wollte immer Hotelkaufmann werden. Dazwischen kam ihm jedoch erst einmal das Leben, genannt Bundeswehr. Da er nicht im Staub kriechen wollte, entschied er sich zur Marine zu gehen. Dort blieb er 4 Jahre und musste sich dann beruflich erneut entscheiden. Im Marinestützpunkt nahm er eines Tages die Boote der Wasserschutzpolizei wahr und das brachte ihn dann in den Polizeidienst. Hier hat Sven sich dann auch entschieden, nicht mehr über seine Sexualität zu lügen und outete sich, was innerhalb der Marine für ihn undenkbar gewesen ist. Negative Reaktionen oder Anfeindungen hat er danach nicht erlebt.

Warum das Motto „Leben und leben lassen“?

„Jeder Mensch möchte so leben, wie er ist. Ich habe als Schwuler erlebt, wie es ist, wenn dies nicht möglich ist. Daher habe ich mich auch beruflich darauf spezialisiert, mich für LSBTI einzusetzen. Jeder soll Leben und leben lassen– im Rahmen der Gesetze“, so Sven.

Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit Sven Rottenberg und danken der Polizei Bremen für ihre Unterstützung.