LSVD gratuliert zum Beschluss und fordert Öffnung der Traugottesdienste
Hannover. 23. November 2020. Am Samstag hat die Synode der evangelisch-lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in Gottesdiensten ermöglicht und diese den Trauungen gleichgestellt. Die Landeskirche war bisher die einzige der 20 Landeskirchen, die die Ehen von Lesben und Schwulen nur in einem nicht-öffentlichen Gottesdienst segnete.
„Wir sind froh, dass die Landeskirche Schaumburg-Lippe endlich die Eheschließungen von gleichgeschlechtlichen und heterosexuellen Paaren gleichgestellt hat. Dieser Beschluss war lange überfällig. Auch wenn zukünftig das gleiche Zeremoniell für die Eheschließungen verwendet wird, bleibt es allerdings für gleichgeschlechtliche Paare bei dem Begriff Segnung. Wir bitten die Mitglieder der Synode im nächsten Jahr hier auch begrifflich deutlich zu machen, dass heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare denselben Respekt und dieselbe Anerkennung verdient haben. Die Öffnung der Traugottesdienste für alle Paare wäre das richtige Zeichen“, so Benjamin Rottmann, Vorsitzender des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) Niedersachsen-Bremen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland und viele ihrer Landeskirchen haben sich in den letzten Jahren von früherer Ausgrenzung distanziert und haben sich nach oft heftigen inneren Debatten für LSBTI geöffnet – in der Gemeinde wie im Pfarrhaus. Mittlerweile haben dreizehn der zwanzig Landeskirchen die Traugottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet. In fünf Landeskirchen können Lesben und Schwule ihre Verbindung im Rahmen eines öffentlichen Gottesdienstes segnen lassen. In der Württembergischen Landeskirche ist das auch heute nur nach Zustimmung der Gemeinde möglich.
„Wir hoffen sehr, dass nach dem Beschluss die fortschrittlich denkenden Mitglieder der Landeskirche Schaumburg-Lippe auch innerkirchlich für die Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) in der Landeskirche kämpfen werden und Diskriminierung mutig entgegentreten. Besonders jetzt, wo es um Zusammenhalt und Nächstenliebe geht, müssen Kirchen Verantwortung übernehmen“, so Rottmann aus dem Landesvorstand des LSVD Niedersachsen-Bremen weiter.
Hintergrund
Nach Auffassung fortschrittlicher protestantischer Theolog*innen kommt die Ehe durch den Konsens zweier Menschen zustande und wird voraussetzungslos geschlossen. Auch wenn die Evangelische Kirche (EKD) die Ehe lange Zeit ausschließlich als Verbindung von Mann und Frau definierte, wurde diese Sicht spätestens mit der Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit. Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ aufgegeben. Aus einer modern-protestantischen Perspektive wird heute nicht mehr nach der äußeren Form der Partnerschaft gefragt, sondern nach ihrem Inhalt und den in der Partnerschaft gelebten Werten.